Sind wir die einzigen, die diese Knallerei während der Messe als Störung empfinden? Offenbar ja. Denn unsere Sprachlehrer erklären uns, dass in Guatemala bei allen besonderen Heiligentagen vor Gotteshäusern geknallt wird – offenbar ausdrücklich in kirchlichem Auftrag. Ob auch Gott sich darüber freut?
Themawechsel:
Als sich Johann Sebastian Bach am 1. April 1730 aus einem bis heute ungeklärten Grunde in Havanna aufhielt, ärgerte er sich zwar über die „erbarmungswuerdig(e)“ Stimmung der Orgel der Kathedrale, war aber noch am selben Abend „hoechst erfreuet“ über zwei „froehliche Trommelspieler“ auf der Plaza, deren „beyder Töne einen guten generalbaß zu dem Gesange yhrer Stimmen abgaben“, wie er in seinem Reisetagebuch notierte. Von dem, was Bach während seines Kuba-Aufenthaltes komponiert hat, ist offenbar nur ein Exemplar in Havanna erhalten geblieben, welches erst Ende des letzten Jahrhunderts gefunden und bis jetzt vom kubanischen Kulturministerium geheim gehalten wurde, was wohl der wahre Grund für die zur Zeit schlechten Beziehungen zwischen Kuba und Deutschland sein mag.
Am Sonnabend erlebten wir allerdings in Antigua eine kubanische Band mit dem Namen „Tiempo libre“, die sich 280 Jahre nach Bachs Kuba-Besuch des barocken Erbes annahm und ein Programm mit dem Namen „Bach en la Habana“ spielte. Zu unserem Erstaunen mussten wir feststellen, dass bei ihrer Musik wenig von Bach zu hören war und die wenigen barocken Motive, die herauszuhören waren, den einschlägigen, bekanntesten Bachwerken entstammten: die sog. „Air“, ein Stück aus dem Notenbüchlein für Anna-Magdalena und irgendein Leitmotiv aus einem bekannten Konzert. Hat Bach in Havanna etwa doch nichts komponiert oder, was man ja von ihm kennt, lediglich einige seiner besten Kompositionen noch einmal neu verbraten? Oder war er am Ende gar nicht auf Kuba gewesen?