Dienstag, 28. Februar 2012

Deutscher Widerstand


Letzte Woche wurde Wibeke Hesse, die Leiterin unseres Bastelkreises, auf einer Dorfkreuzung  beim Linksabbiegen von einem anderen Auto angefahren. Die Fahrerin des anderen Autos hieß auch Hesse. Allerdings eine Schleehauf de Hesse, keine Bekannte, keine Verwandte. Den Damen ist glücklicherweise nichts passiert.
In unserem Lieblingscafé
Seit einigen Wochen schauen wir uns Häuser an, denn die Gemeinde und der Pfarrer werden wieder zusammenziehen. Schon beim ersten Besuch haben wir mitbekommen, dass es nicht diskret ist, die abfälligen Bemerkungen über das Haus sich gegenseitig  auf Deutsch zuzustecken. Denn die Besitzer, ihre Väter oder Mütter waren Deutsche und jedes Mal war jemand dabei, der verstand, was wir da sagten. Eine Witwe, die Besitzerin des letzten Hauses, das sehr schön war und einen großen Garten mit Blick auf drei Vulkane hatte, hatte kroatisch-portugiesische Vorfahren. Sie sagte: „Mein Mann war Deutscher, aber mein Deutsch ist leider nicht sehr gut.“
Auf der („exzellenten“) deutschen  Auslandsschule lernen 900 Schüler. Die meisten davon leben in deutsch-guatemaltekischen Haushalten, in denen spanisch gesprochen wird. In der Schule werden die meisten Fächer auf deutsch unterrichtet. Eine große Anstrengung ist das, das sprachliche Erbe aufrecht zu erhalten. Trotzdem machen ungefähr 35 Jugendliche alljährlich das deutsche Abitur.
Kindergärten heißen „Hänsel und Gretel“, Augenoptiker „Reizend“, Blumenläden „Blumen“.
Das ist Hans
Neulich startete eine massive Werbeplakatserie in der Innenstadt mit jeweils einem hübschen blonden Menschen in unschuldig-lasziver Pose (die Dame) und in Holzfällerhemd (der Herr). Auf den Plakaten stand „Besuch mich“ oder „Ich warte auf Dich“. Dazu nur jeweils nur eine twitter-Adresse. Noch bevor wir mal auf die Idee kamen, diese Adresse zu öffnen, wurden die Plakate ausgetauscht. Die beiden waren immer noch getrennt, hielten jetzt aber eine Packung in der Hand. Auf dem Plakat stand mit großen Lettern „DEUTSCHER WIDERSTAND“. Dazu noch „Made in Deutschland“ und „Scudo“. Sonst nichts.
Von der Größe und Farbgebung her hätten es Kaffeepadspackungen sein können, aber Sinn machte das nicht. Mini-CD’s mit der Geschichte Deutschlands im 2. Weltkrieg? Schokoplättchen mit dem Gesicht von Stauffenberg?  

Nicht mal eine Homepage-Adresse. Nein, die Person an den Schalthebeln der Werbezentrale wollte, dass wir den twitter-Account besuchen um zu verstehen, was die beiden von uns wollten.
Es sind Kondome. Leistungsfähige, reißfeste Kondome. Man kann das wohl nicht deutlicher sagen als mit den Worten „Made in Deutschland“ und „Deutscher Widerstand“. Es gibt sie in den Sorten:
Anatomisch
Gerillt
Verzögernd
Gerillt-Verzögernd
Spermienabtötend
Sensitiv
Wenn der neue Oberstufen-Geschichtslehrer aus Deutschland kommt, wird er wohl zum ersten Mal in seiner Laufbahn erleben, dass sich die Schüler betroffen ansehen und dann losprusten, wenn er anfängt, vom „Deutschen Widerstand“ zu sprechen. 

P.S. Ich erinnere mich an die Fahrten durch Berlin, mit der 7jährigen Mathilda und der 3jährigen Ophelia im Auto. Viel zu lange rote Ampelphasen vor riesigen Plakaten, auf denen Gurken in hauchdünnen, engen Latexhüllen steckten, mit dem Spruch: „Mach’s mit“. Und die Fragen der Kinder. Das war auch nicht besser.

besuch_heidi
besuch_hans